Geschichte des VAMV

Alleinerziehend zu sein, ist in einer Stadt wie Frankfurt mit einer großen Anzahl von Einelternfamilien eigentlich keine Besonderheit und damit auch kein Makel mehr.

Das war in der Vergangenheit ganz anders. Noch in den fünfziger und sechziger Jahren schaltete sich bei der Geburt eines "unehelichen" Kindes sofort das Jugendamt ein und übernahm die Amtsvormundschaft, egal on die Mutter minder - oder volljährig war. Dies bedeutete in vielen Fällen Unterbringung in Pflegestellen und Heimen, so dass für Mutter und Kind gar keine gemeisamer Alltag möglich war. Ausgrenzung und Isolation waren daher kennzeichnend für diese Lebenssituation.

1967 gründete die Lehrerin Luise Schöffel den Vorläufer des heutigen VAMV, den "Verband für ledige Mütter". Damit begann der schwierige Marsch durch die Institutionen mit dem Ziel, die Benachteiligungen für Mütter und Kinder schrittweise abzubauen.

Dem Verband ist es (mit) zu verdanken, dass die Amtsvormundschaft 1970 für volljährige Mütter in eine Amtsplegeschaft umgewandelt wurde. Die Amtsvormundschaft galt damit nur noch für minderjährige Mütter. Mitte der siebziger Jahre entstand auch die Landesverbandsstruktur. Der Name wurde in "Verband für alleinstehende Mütter und Väter" (VAMV) geändert und der Mitgliederkreis entsprechend erweitert.

Zu Beginn der achtziger Jahre entstand das erste Grundsatzprogramm des VAMV, der zu diesem Zeitpunkt bereits bundesweit achttausend Mitglieder hatte. In den folgenden Jahren wurde sowohl die Arbeit mit anderen Fachverbänden in Deutschland ausgeweitet als auch die ersten internationalen Kooperationen angebahnt und vereinbart.

Die neunziger Jahre waren geprägt von der Integration der ostdeutschen Alleinerziehenden in den VAMV, die nach und nach Landesverbände gründeten. Zu Beginn des neuen Jahrtausend machte der VAMV vor alle Dingen wegen der aktiven Unterstützung einer Klage von Alleinerziehenden vor dem Bundesverfassungsgericht zur Steuerklasse 2 von sich reden und erhielt den Deutschen Kinderrechtspreis "Blauer Elefant". Die Einbeziehung von MigrantInnen in den Verband, das Umgangsrecht und die Forderung nach einer Kindergrundsicherung sind nur drei von vielen aktuellen Themen, die den Verband in den Folgejahren bewegten und noch bewegen.

Am 05. November 2012 feierte der VAMV Ortsverband Frankfurt sein 40- jähriges Jubiläum.

2013 erfolgt die Reform des Sorgerechtes für nicht miteinander verheiratete Eltern. Erstmals können Väter, die nicht mit der Mutter verheiratet sind, das Sorgerecht auch gegen den Willen der Mutter erhalten. Der VAMV Frankfurt organisiert hierzu eine große Fachtagung, wo das Thema kontrovers diskutiert wird.

In den folgenden Jahren werden neue Projekte entwickelt und Netzwerke wie das Frankfurter Alleinerziehenden Netzwerk installiert. Das Beratungsangebot des VAMV Frankfurt  wird um eine juristische Beratung und eine systemische Beratung erweitert. Es folgen das Angebot der Elternvereinbarungen und der offenen Sprechstunde.

Ganz im Zeichen der Coronakrise 2020/2021 verändern sich auch die Strukturen im VAMV hin zu mehr Homeoffice, digitalisierten Arbeitskreisen und Sitzungen, telefonischen Beratungen statt face-to-face.

Am 05.November 2022 feiert der VAMV Ortsverband Frankfurt sein 50-jähriges Jubiläum.